#31 Der Medienleitfaden - wie besser zu Femiziden berichten? 1/2

Willkommen bei Bonjourno! Hier geht’s mit mir Olivia Samnick, Journalistin, und spannenden Gästen um die Frage: Was braucht der Journalismus der Zukunft? 

Diese Folge ist Teil einer Serie und einer gemeinsamen Recherche des Selbstlaut Kollektivs. Wir haben uns gut ein Jahr intensiv mit einer Gruppe Journalist:innen zu Femiziden auseinandergesetzt. Alle Recherchen gibt’s hier: www.selbstlautkollektiv.com

Begriffe wie Beziehungsdrama romantisieren die brutalste Art von geschlechtsspezifischer Gewalt. Bilder von bedrohlichen Gestalten verklären, wo Frauen am häufigsten Gewalt droht: in den eigenen vier Wänden. Und oft genug hapert es in der Presse überhaupt, Femizide als strukturelles Problem zu benennen.

Wie könnte das anders gehen? Dazu spreche ich heute mit Journalistin Sonja Peteranderl. Sie hat in Lateinamerika viel zu Femiziden und geschlechtsspezifischer Gewalt gearbeitet und dann mit einer Gruppe Frauen einen Leitfaden für andere Journalist:innen entwickelt.

Viel Hörvergnügen, eure Olivia


Website: www.bonjourno.de

Instagram: @bonjourno.podcast

Transparenz: Bonjourno kooperiert mit dem Medium Magazin als Medienpartner - inhaltlich unabhängig.

Infos zum Gast

Sonja Peteranderl, Journalistin

https://www.instagram.com/borderland_beats/?hl=de

https://bsky.app/profile/crimewatch.bsky.social

https://de.linkedin.com/in/sonja-peteranderl-80b4153b

Zeitmarken

Zeitmarken

00:00:00 Intro: Worum geht’s?

00:01:34 Interview mit Sonja Peteranderl

00:36:29 Schluss

Noch erschienen aus dieser Recherche:

Jahresthema 25 “Femizide” des Selbstlautkollektivs: www.selbstlautkollektiv.com

Aktuelle Ausgabe des medium magazins mit dem Beitrag zur medialen Darstellung von Femiziden:

https://www.mediummagazin.de/category/aktuelle-ausgabe/

Forschung:

Tragische Einzelfälle?Trendreport zur Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen; 12. Dezember 2024, Autorin: Christine E. Meltzer https://www.otto-brenner-stiftung.de/trendreport-zur-berichterstattung-ueber-gewalt-gegen-frauen/

https://www.bpb.de/themen/gender-diversitaet/femizide-und-gewalt-gegen-frauen/515609/die-darstellung-von-gewalt-gegen-frauen-in-den-medien/

Hilfen bei Gewalt gegen Frauen:

Berichten Medien zu Gewalt gegen Frauen und Femiziden fehlt es oft an Informationen für Personen, die gefährdet sind. Das führt manchmal ins Absurde: Begeht ein Mann einen Femizid und tötet sich anschließend selbst, finden sich in Beiträgen zwar Hinweise zu Hilfsangebote bei Suizidalität, wie es seit den 2000ern gelernte Praxis in vielen Medienhäuser ist - aber kaum Rat für von Gewalt betroffene Frauen und zur Täterprävention. Experten und Expertinnen empfehlen daher, wichtige Informationen für das Publikum zur Verfügung zu stellen - nicht als “nice to have”, sondern “must have”. Welche Infos sind für Schweiz, Deutschland und Österreich relevant?


Österreich

  • Polizei (bei akuter Gefahr): 113

  •  Frauenhelpline: 0800 222 555 (24/7, kostenlos, mehrsprachig, anonym)

  • Gewaltschutzzentren: www.gewaltschutzzentrum.at, 0800 700 217

  • 24-Stunden-Frauen-Notruf: 0171719 

  • App „Stiller Notruf“

  • Männerinfo-Telefon: 0800 400 777

  • Kampagne des Sozialministeriums: mannsprichtsan.at

Deutschland

Schweiz

  • Polizei (bei akuter Gefahr): 117

  • Frauenhäuser (je nach Region): Aargau/Solothurn (062 823 86 00), Beider Basel (061 681 66 33), Bern (031 332 55 33), Zürich (079 628 87 80)

  • Opferhilfe Schweiz: www.opferhilfe-schweiz.ch (Kostenlose Beratung & Unterstützung)

  • Mannebüro Zürich – 044 242 08 88 – www.mannebuero.ch 

  • Fachverband Gewaltberatung Schweiz (FVGS)  – fvgs.ch

Ressourcen & Medienleitfäden

Allgemeines

Prävention: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/broschueren-und-buecher/femizide-verhindern.html

Deinhyan, Marianna (2022): Tipps für Medien für eine betroffenensensible Berichterstattung. Unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM). Online abrufbar unter: https://beauftragtemissbrauch.de/

Ein Leitfaden zur Bebilderung des Themas Gewalt an Frauen: https://www.genderleicht.de/leitfaden-gewalt-gegen-frauen-wir-brauchen-bessere-bilder/#leitfadengewalt

Österreich

Empfehlungen für Medienschaffende bei Berichten zu Gewalt gegen Frauen: https://www.aoef.at/images/06_infoshop/6-2_infomaterial_zum_downloaden/gewaltfrei-leben/Folder_WEB_gewaltfrei_Verantwortungsvolle_Berichterstattung.pdf 

Schweiz 

Leitfaden für Medienschaffende, auf der Website auch einsehbar in Französisch und Italienisch. Hier zur deutschen Fassung: www.stopfemizid.ch/deutsch 

Deutschland

Leitfaden für Medienschaffende bei Femizid-Berichten: https://www.journalist.de/werkstatt/werkstatt-detail/kein-familiendrama-berichterstattung-ueber-femizide-und-der-umgang-mit-ueberlebenden-und-angehoerigen/

Landesverband Frauenberatung Schleswig-Holstein e.V. (2022): Pressekodex angewandt. Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen.

https://www.lfsh.de/veroeffentlichungen

Forderungen der Medienfrauen von ARD, ZDF, Deutschlandradio, Deutsche Welle und ORF (2023): https://www.mdr.de/unternehmen/herbsttreffen-medienfrauen-resolution-femizide-100.html 

Europaweit und international


Büchertipps:

Alle drei Tage von Margherita Bettoni & Laura Backes (DVA, 2021) – Eine eindringliche Analyse von Femiziden in Deutschland und dem Schweigen darüber.


Gegen Frauenhass von Christina Clemm (Hanser Berlin, 2023) – Ein flammendes Plädoyer gegen strukturelle Gewalt und das Wegsehen der Gesellschaft.


Mit Männern leben von Manon Garcia (Suhrkamp, 2025) – Eine kluge Auseinandersetzung mit dem patriarchalen Alltag und dem Fall Mazan als Spiegel für uns alle.

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